::Methoden
::Linien-Transektmethode
::Berechnung der
Indizes
::Präimaginalstadien
::Falterfauna
::Lycaena
helle
::Boloria
eunomia
::Boloria
selene
::Brenthis
ino
::Boloria
aquilonaris
::Nutzung/Pflege
und Schutz der Habitate
Die
Niederschläge waren in den Untersuchungszeiträumen beider Jahre
sehr unregelmäßig verteilt (Abb. 22). So fielen während 30 Tagen
von Ende Mai bis Ende Juni 1998 rund 140 mm Niederschlag. Im
Jahr darauf waren es während des gleichen Zeitraums nur rund 40 mm.
Auch die Verteilung innerhalb der Dekaden war sehr unterschiedlich.
Am 28. Mai und am 7. Juni 1998 fielen jeweils über 20 mm Niederschlag.
Nach eigenen Beobachtungen waren die Populationen der tagaktiven
Falter von so starken Niederschlägen oft beeinträchtigt. Flächen,
auf denen zuvor noch eine relativ große Zahl von Schmetterlingen
verschiedener Arten gefunden worden waren, wiesen bei Begehungen
im direkten Anschluß an Schlechtwetterperioden mit hoher Niederschlagsmenge
nur mehr Bruchteile der ursprünglichen Individuendichte auf. So
wurden auf der Fläche Reinzelbach 4 am 20.5.98 vier Individuen von
Lycaena helle gezählt, am 1.6.98 waren es nur noch zwei Individuen.
Bei späteren Begehungen konnten keine Falter dieser Art mehr nachgewiesen
werden.
|
Abb.
22: Verteilung der Niederschläge auf die Monatsdekaden
Mai bis August 1998 (DEUTSCHER WETTERDIENST 1999) |
Bisher
gibt es keine quantitativen Erkenntnisse über den Einfluß starker
Niederschläge auf Schmetterlingspopulationen. Um die Ergebnisse
der Begehungen besser einordnen zu können, wären solche Erhebungen
aber dringend notwendig. Für die Falter scheint die Verteilung der
Niederschläge nämlich wesentlich ausschlaggebender zu sein als deren
Summe im Jahreslauf.
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Die
Linien-Transektmethode zur Erfassung von tagaktiven Schmetterlingen
bringt einige Vor- und Nachteile mit sich:
·
Die recht geringe Beeinflussung der Tiere:
Nur
in den wenigsten Fällen müssen einzelne Individuen gefangen werden.
Jeder Fang birgt die Möglichkeit von Verletzung oder gar Tötung
des Falters. In jedem Falle aber wird das Verhalten durch das Einfangen
der Tiere stärker beeinflußt als durch das Zählen. Doch auch bei
der Zählung muß berücksichtigt werden, daß die Falter im Bereich
des Transekts oft durch die Begehung gestört werden. Viele Falter
haben eine größere Fluchtdistanz als den Abstand von 2,5 m,
der bei der Begehung die Grenze des Transekts bildet. Das ist auch
und gerade bei warmen Wetter der Fall, bei dem die Falter eine wesentlich
stärkere Aktivität zeigen als bei kühler Witterung. So kommt es
oft dazu, daß das Verhalten der Tiere zum Zeitpunkt des Zählens
„Fliegen“ ist, obwohl das Auffliegen erst durch die Begehung ausgelöst
wurde. Dies bestätigen auch Drews & Fechner (1996), die die Beobachtung des Verhaltens
einzelner Tiere mit den Beobachtungen während des Zählens vergleichen.
Dabei kommt es zu teilweise erheblichen Unterschieden des beobachteten
Verhaltens (Boloria eunomia Männchen zeigen 84 % Fluganteil
am Gesamtverhalten bei der Zählung und 25 % Flug bei der Verhaltensbeobachtung).
Auf eine Auswertung der erfaßten Verhaltensdaten wurde in dieser
Arbeit deshalb bewußt verzichtet. Die Unruhe, d. h. die Tendenz
zur Flucht bzw. zum Auffliegen, hängt sehr stark von der Falterart
und vom Geschlecht ab. So wurde beobachtet, daß Arten aus der Familie
der Pieridae (Weißlinge) wesentlich stärker zur Flucht neigen als
beispielsweise Lycaena helle oder Boloria eunomia,
die weitaus träger sind. Das hängt mit weiteren Unterschieden im
Verhaltensmuster dieser Arten zusammen. Bei verschiedenen Untersuchungen
(Brakefield 1982,
Sonntag 1983, Opitz 1993, Drews & Fechner 1996) wurden die prozentualen zeitlichen
Anteile der Verhaltenskategorie Fliegen am Gesamtverhalten verschiedener
Falterarten und den beiden Geschlechtern ermittelt. Dabei gab es
Differenzen, die von 71 % bei Männchen von Melanargia galathea
bis zu 9 % bei Männchen von Lycaena helle reichten.
Bei den Weibchen reichte die Spanne von 38 % bei Maniola
jurtina bis zu 2 % bei Melanargia galathea. Fliegende
Falter sind schlechterdings wesentlich auffälliger als saugende,
kopulierende, eierlegende oder ruhende Falter. Sie werden schneller
erkannt und eher registriert als die übrigen Individuen. Es besteht
also durchaus die Möglichkeit, daß Falter einiger Arten aufgrund
der Methode stärker in die Gewichtung einfließen als andere. Die
drei im Gebiet häufigsten Arten Aphantopus hyperantus, Pieris
napi und Maniola jurtina gehören zu den flugfreudigen
Arten. Ihr wirkliches Gewicht in der Dominanzstruktur dürfte sich
jedoch aufgrund dieser Tatsache nicht sehr stark ändern. Denn es
befinden sich auch einige flugfreudigere Falterspezies unter den
Begleitarten (z. B.: Pieris rapae, Anthocharis cardamines).
Ihre Gewichtung hat sich aufgrund ihres Verhaltens also anscheinend
nicht wesentlich erhöht.
·
Die geringe Beeinträchtigung der Vegetation:
Um
die Falterfauna einer relativ großen Fläche zu erfassen, wird diese
nur auf einem schmalen Streifen betreten. Auch die nachfolgenden
Begehungen finden auf diesem Streifen statt. Die Trittbelastung
ist gering. In sensiblen Arealen mit gefährdeten Pflanzenarten,
wie den Feuchtheiden und Heidemooren dieser Untersuchung, sollte
dieser Aspekt nicht unterschätzt werden. Auch die Vegetation und
die Strukturen im Bereich von Quellen sind sehr anfällig und trittempfindlich
(Laukötter 1994). Nicht zuletzt werden die Besitzer landwirtschaftlich
genutzter Flächen sich über eine möglichst geringe Trittbelastung
ihrer Produktionsflächen erfreut zeigen.
·
Die Möglichkeit, mit relativ wenig Zeit- und Materialaufwand
Daten über Größenordnungen von Populationen zu erhalten:
Das
ist auch für zeitbegrenzte planerische Vorhaben von besonderem Interesse
(Oppermann 1995), obwohl die Daten im Vergleich zu anderen Verfahren
wie zum Beispiel der Fang-Wiederfang-Methoden (MRR = mark-release-recapture)
(vergl. Weidner 1990) ungenauer sind. Eine Untersuchung von 27 Flächen,
wie die hier vorliegende, wäre aber mit dieser Methode viel zu zeit-
und personalaufwendig geworden.
·
Die Vergleichbarkeit der Methode:
Sie
wird durch die Standardisierung der Erfassungsbedingungen bezüglich
der Witterungsverhältnisse erreicht. Dadurch ist es möglich, verschiedene
Untersuchungen, auch in weit voneinander entfernt liegenden Gebieten
miteinander zu vergleichen. Auch für eventuelle Wiederholungen einer
wissenschaftlichen Arbeit nach mehreren Jahren spielt dieser Aspekt
eine wesentliche Rolle. Allerdings wird die Zahl der Begehungstage
durch diese Prämissen erheblich eingeschränkt. Besonders in kühleren
Gebieten wie den Mittelgebirgen werden die Witterungsvorgaben oft
nicht erfüllt. In einigen Arbeiten wurden die Begehungsbedingungen
daher weiter gefaßt. So untersuchten Drews
& Fechner (1996) und Bück
(1996) nicht nur einen 5 m breiten Streifen, sondern versuchten,
die Schmetterlinge der gesamten Untersuchungsfläche zu erfassen,
um so höhere Zählergebnisse zu erzielen. Salz
(1997) führte auch Untersuchungen bei Windstärken von vier bis fünf
und höheren Wolkendeckungen als 50% durch. Nach Pollard
& Yates (1993) spielt eine höhere Wolkendeckung keine
so große Rolle, wenn die Temperatur entsprechend höher ist. Auch
bei der vorliegenden Untersuchung kam es gerade im Jahre 1998 zu
starken Einschränkungen der Begehungsfrequenzen. So gab es im Juli
1998 fast 40 % weniger Sonnenscheindauer als im langjährigen
Durchschnitt. Auch die Monatsmitteltemperatur lag um ca. 10 %
niedriger. Gerade in diesem Monat aber erreicht die Artenzahl der
tagaktiven Schmetterlinge in der Eifel ihren Höhepunkt. Abgesehen
von der direkten Einschränkung der Flugaktivität durch das Wetter
wird auch noch die Begehungsfrequenz durch die nicht erfüllten witterungsbedingten
Anforderungen der Linien-Transektmethode eingeschränkt. Dieser Effekt
wird dadurch verstärkt, daß an einem Tag im besten Fall sechs bis
acht Flächen abgesucht werden konnten. Oft mußten aufgrund von starkem
Wind, zunehmender Bewölkung oder beginnendem Niederschlag Untersuchungen
unterbrochen werden. An manchen Tagen änderte sich das Wetter so
stark, daß eine weitere Begehung vollkommen unmöglich wurde. Berücksichtigt
man zusätzlich die Anfahrtswege zu den Flächen (bis 50 km)
so zeigt sich, daß es zu Pausen von drei bis vier Wochen zwischen
zwei Begehungen auf ein und derselben Fläche kommen konnte. Bedenkt
man die recht kurze Lebenszeit der Tagfalter (im Schnitt fünf bis
zehn Tage, maximal 30 Tage (Dennis
1992), und die kurze Flugzeit mancher Arten, so läßt sich leicht
ersehen, daß die Erfassung große Lücken aufweisen muß.
Trotz
der Nachteile, die sich aufgrund der wetterabhängigen Vorgaben zeigten,
wurde an den Standardbedingungen festgehalten. Die Begehungen wurden
unter diesen Prämissen begonnen und eine nachträgliche Änderung
der Vorgehensweise hätte die Ergebnisse verzerrt. Eine Abwägung
zwischen den Nachteilen der Einhaltung der Standardbedingungen und
den Nachteilen ihrer Erweiterung ist im Laufe der Untersuchung auch
kaum möglich, da nicht im voraus bekannt ist, wie sich die Witterung
im Jahresverlauf entwickeln wird. Die Chance, in einem anderen Jahr
für die Methode günstigere Bedingungen anzutreffen, ist entsprechend
den langjährigen Durchschnittswerten der Wetterdaten recht hoch
und eine Vergleichbarkeit der dann ermittelten Daten mit den hier
vorgestellten gegeben.
Die Anzahl
der Untersuchungsflächen war aufgrund der sich aus den Witterungsverhältnissen
ergebenden niedrigen Begehungsfrequenz zu hoch. Hier hätte eine
Beschränkung auf 15-20 Flächen wahrscheinlich zu aussagekräftigeren
Ergebnissen geführt.
Berechnung
der Indizes
Die Berechnung
sämtlicher Indizes und die Ausgangsdaten für die Durchführung der
statistischen Tests basieren auf der Aktivitätsabundanz der Falter.
Es ist selbstverständlich, daß die Rohdaten der verschiedenen Transekte
und Raster auf eine Einheitsfläche umgerechnet werden müssen, um
vergleichbare Daten zu erhalten. Bei hohen Individuenzahlen und
großen Flächen ist das auch kein Problem. Die Fehlerwahrscheinlichkeit
ist sehr gering. Bei kleineren Flächen und einer geringen Zahl von
Faltern kann es aber zu erheblichen Verzerrungen der Daten kommen.
Dazu
zwei Beispiele:
·
Auf der Fläche Jansbach 1 wurde im gesamten Jahr
1998 ein einziger Falter der Art Lycaena helle nachgewiesen.
Aufgrund der geringen Größe des Rasters ergab sich eine Abundanz
von 15,63 Faltern pro ha. Auf der Fläche Rohrvenn wurde im gleichen
Jahr ebenfalls nur ein Falter nachgewiesen, hier errechnete sich
jedoch eine Abundanz von nur 2,72 Faltern pro ha. Sollte es sich
bei den einzelnen Individuen um gewanderte oder verdriftete Exemplare
gehandelt haben, was bei einem Einzelfund recht wahrscheinlich ist,
so wären die Abundanzen trotz des großen Unterschiedes (1 : 5,7)
sinnlos. Hier wirkt sich die geringe Zahl der Falter äußerst negativ
auf die Methode aus. [1]
·
Auf einer anderen Fläche wurde im Jahre 1998 ein
einzelner Falter der seltenen und hoch gefährdeten Art Boloria
aquilonaris gefunden. Der Falter wurde zwar weiter als 2,5 m
entfernt vom Begehungsstreifen entdeckt, gefangen und bestimmt,
aber – in diesem einen Falle abweichend von der Methodik – trotzdem
in die Auswertung einbezogen. Weitere Falter der Art wurden bei
Begehungen dieser Fläche nicht mehr gefunden. Aufgrund mündlicher
Mitteilung von Wagener
[2] und Doerpinghaus
[3] ist dort aber von einem größeren Vorkommen auszugehen.
Die Aktivitätsabundanz betrug hier 4,9 Individuen pro ha. Bei Nichtberücksichtigung
des Falters wäre die Fläche nicht als Habitat für Boloria aquilonaris
in die Untersuchung eingeflossen. Die Größe der Abundanz spielt
hier keine Rolle, da sie wenig Aussagekraft besitzt. Für die Auswertung
ist aber wichtig, daß sie größer Null ist.
Bei der
Betrachtung der errechneten Abundanz und der sich daraus ergebenden
Indizes muß also die auf manchen Flächen auch aufgrund der negativen
Witterungsbedingungen geringe Individuenzahl berücksichtigt werden.
Eine Wiederholung und Intensivierung der Untersuchung wäre zur besseren
Absicherung der Ergebnisse wünschenswert.
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Die
Suche nach den Präimaginalstadien diente in dieser Untersuchung
lediglich dem Nachweis von Lycaena helle. Es sollte weder
die Abundanz der Raupen festgestellt werden, noch ihre autökologischen
Ansprüche ermittelt werden. Angaben darüber sind hier deshalb nicht
möglich.
Die
Beschränkung auf die Anzahl von zwei Raupen hat sich als praktikabel
erwiesen. Bei Überprüfung der Methode durch weiteres Suchen auf
positiven Flächen wurden in den meisten Fällen rasch weitere Raupen
angetroffen. Auch wurden auf den positiven Flächen gewöhnlich auf
Anhieb, spätestens aber nach einer halben Stunde Raupen gefunden.
Der
Negativnachweis ist wesentlich schwieriger und erfordert mehr Geduld.
Wenn nach einstündiger Suche noch keine Raupe angetroffen wurde,
fiel es schwer, mit gleichmäßiger Aufmerksamkeit weiterzusuchen.
Die Erfahrung des schnellen Fundes auf den positiven Flächen hemmte
die Motivation. Dadurch könnte es durchaus zu größerer Nachlässigkeit
und damit zu falschen Ergebnissen kommen. Auch ergab sich mit der
Zeit ein „geübter Blick“ für die Fraßspuren und die Raupen selber,
so daß die ersten Funde wesentlich mehr Zeit in Anspruch nahmen
als die letzten. Eine Beschränkung der Suchzeit auf ungefähr eine
Stunde pro Untersuchungsfläche (je nach Größe) ist für geübte Bearbeiter
als durchaus ausreichend anzusehen.
Die
Methode des Raupennachweises hat sich in dieser Untersuchung bewährt.
So wurden auf drei Flächen Raupen nachgewiesen, auf denen weder
im Jahre 1998 noch im Jahre 1999 Imagines angetroffen wurden. Der
Raupenfund beweist jedoch, daß zumindest im Jahre 1998 Falter anwesend
waren.
Vor
allem in Jahren mit langen, stark ausgeprägten Schlechtwetterperioden
wie 1998 scheint die Erfassung von Präimaginalstadien aussagekräftiger
zu sein als die Erfassung der Imagines. Das gilt natürlich nur für
die Arten, bei denen die Suche nach Eiern, Raupen oder Puppen auch
mit vertretbarem Zeitaufwand zu bewerkstelligen ist.
Eine
weitere Einschränkung erfährt die Methode dadurch, daß es bisher
keine standardisierten Verfahren gibt. Dadurch ist eine Vergleichbarkeit
mit anderen Untersuchungen nicht gegeben.
Eine
solche Standardisierung zu erarbeiten wird allerdings auf große
Schwierigkeiten stoßen. Die Falterarten unterscheiden sich aufgrund
der Eizahl, des Ablegeverhaltens der Adulten, des Verhaltens der
Raupen und deren Nahrungsspektrum und auch der Art der Verpuppung
und der Überwinterung in so starkem Maße, daß man für nahezu jede
Art Standardbedingungen entwickeln müßte. Da Standardbedingungen
jedoch aus den verschiedensten Gründen in der Freilandökologie oft
nicht eingehalten werden können (siehe Linien-Transektmethode),
erscheint die Entwicklung eines standardisierten Systems für die
Erfassung der Präimaginalstadien zwar als wünschenswert, aber kaum
durchsetzbar.
|
Abb.
23 : Raupe von Lycaena helle als Beute einer Baumwanze (Kolvenderbach
1a, Juli 1998) |
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Mit
32 nachgewiesenen Arten liegt die Artenanzahl zwischen den von Drews
& Fechner (1996) (38 Arten) und Bück
(1996) (23 Arten) in ähnlichen Untersuchungen ermittelten Zahlen.
Auffallend ist, daß Erebia medusa, der in der vorliegenden
Arbeit recht häufig angetroffen wurde (knapp 3 % der Gesamtindividuen)
bei Drews & Fechner
weniger als 0,004 % ausmacht und von Bück
nicht gefunden wurde.
Nicht
alle Areale, die aufgrund der Vegetation der einen oder anderen
Falterart ein mögliches Habitat bieten könnten, werden auch tatsächlich
von dieser besiedelt. Durch Barrieren wie weiträumigen intensiv
genutzten landwirtschaftlichen Flächen oder stark bebauten Gebieten,
die von den Faltern nicht überbrückt werden können, wird eine Neubesiedelung
von Flächen und die Ausbreitung der Art unterbunden (Hansson 1991). Im Untersuchungsraum kommt die stärkste Barrierewirkung
großräumigen Fichtenforsten zu (vergl Settele & Roweck
1989). Besonders auf belgischer Seite (hier meist die Heidemoore
wie Holzwarche 6 oder Jansbach 1) sind die Untersuchungsflächen
oft auf allen Seiten mit 15-30 m hohen Fichtenwäldern umgeben,
die sich über mehrere Kilometer bis zur nächsten Lichtung ausdehnen.
Bei den Bachtälern ist die Situation ähnlich. Die seitlichen Hänge
sind meist schon seit längerer Zeit mit Nadelhölzern aufgeforstet.
Die Auwiesen der Täler bieten vielen der hier angesprochenen Arten
trotzdem angemessene Lebensräume. Eine Ausbreitung der Arten entlang
des baumfreien Bachtals ist möglich. Aufgrund der fallenden Erträge
in der Landwirtschaft werden die Flächen im Bachtal aber immer häufiger
nicht mehr bewirtschaftet. Durch ihre Form, die Vernässung und nicht
zuletzt durch die oft große Entfernung zu anderen Nutzflächen ist
ihre Weiterbewirtschaftung nicht mehr rentabel. So kommt es dazu,
daß Flächen brach fallen oder, was für die Ausbreitung der Falter
von größerem Nachteil ist, aufgeforstet werden. Ein solcher Fichtenriegel
innerhalb eines Bachtals schränkt mit zunehmender Höhe den Flug
und die Ausbreitung der Falter ein. Bei der Betrachtung der Daten
hinsichtlich der Abhängigkeit der Falter von der anstehenden Vegetation,
muß die Einschränkung der Besiedlung berücksichtigt werden. Die
Ausbreitungsfähigkeit der Falter hängt stark von ihrer Spezies ab.
In
der vorliegenden Untersuchung wurden keine Erhebungen in Hinblick
auf die Mobilität der Falter gemacht, es fließen aber Daten aus
anderen Facharbeiten in die Diskussion ein.
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Die
Flugzeit der Art Lycaena helle (44 Tage im Jahre 1998 bzw.
40 Tage im Jahre 1999) ist im Vergleich zu den von Drews
& Fechner (55 Tage) und Bück
(47 Tage) ermittelten Werten recht kurz. Die Untersuchungsflächen
dieser Arbeiten sind allerdings tiefer gelegen und weisen demnach
eine längere Vegetationsperiode auf, was sich auch auf die Flugzeiten
der Schmetterlinge auswirken dürfte. Nunner (1995) stellte im Bayrischen Voralpenland
auf über 700 m üNN eine Flugzeit von nur 39 Tagen fest.
Die
Bindung an die Raupenfutterpflanze Polygonum bistorta ist
ausgesprochen stark ausgeprägt. Nach dieser Untersuchung entsprechen
höhere Deckungsgrade von Polygonum bistorta einer höheren
Falterabundanz von Lycaena helle. Das entspricht den Untersuchungen
von Drews & Fechner
(1996), die einen signifikanten Zusammenhang zwischen dem Deckungsgrad
der Raupenfutterpflanze und der Anzahl der abgelegten Eier zeigen.
Auch Nunner (1995) bestätigt, daß die Eifunde
in den einzelnen Probeflächen die jeweilige Vegetationsstruktur
widerspiegeln. Daß die Abundanzen der Imagines bei höherem Deckungsgrad
von Schlangenknöterich steigt, ist demnach eine Folge der zunehmenden
Zahl von Eiablagen. Die Weibchen halten sich in Bereichen mit mehr
Polygonum bistorta länger auf. Die Männchen, auf der Suche
nach einer Partnerin, werden sich dementsprechend auch häufiger
in diesen Bereichen aufhalten.
In
Bezug auf die Indikatorfunktion von Lycaena helle ist anzumerken,
daß die Art nach dieser Untersuchung ihren Verbreitungsschwerpunkt
im Calthion hat. Meyer & Helminger 1994, Ebert & Rennwald (1991) und Fasel (1988) machen ähnliche Angaben. Sie kommt aber auch in
den anderen Verbänden vor, vorausgesetzt es ist Polygonum bistorta
vorhanden. Ein spezielles Habitat der Art scheinen die Quell-Fluren
zu sein. Hier tritt sie als dominante Art auf und nutzt auch ausgesprochen
kleinräumige Areale.
Die
geringe Mobilität der Art (größte zurückgelegte Flugstrecken 560 m
nach Fischer (1996),
500 m nach Fasel
(1988)) spricht dafür, daß Lycaena helle sehr ortstreu ist.
Die mittleren Flugdistanzen lagen bei diesen Untersuchungen zwischen
37 m und 61 m. Auch Blab
et al. (1987) bestätigt, daß die Art nicht in der Lage ist, neue
Biotope zu besiedeln, die mehrere Kilometer entfernt sind. Demnach
und nach den vorliegenden Ergebnissen gilt Lycaena helle
als Indikator für kühle, nasse Standorte mit einem hohen Deckungsgrad
von Polygonum bistorta, die über längere Zeit ungestört geblieben
sind. Neu geschaffene Habitate dürfen nicht zu weit entfernt sein,
um eine Besiedlung zu ermöglichen.
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Die
Flugzeit von Boloria eunomia (51 Tage im Jahre 1998) war
im Vergleich zu den Daten von Drews & Fechner und Bück (beide 36 Tage) ausgesprochen lang.
Im Jahre 1999 flog die Art auch in der vorliegenden Untersuchung
nur 34 Tage. 1998 hat vermutlich der extrem kühle, sonnenarme Juli
zu einer Verzögerung der Populationsentwicklung geführt. Die Aktivität
der Falter ist während kühler Witterung eingeschränkt. Die Paarungs-
und Eiablagephasen werden immer wieder von Schlechtwetterperioden
unterbrochen und die Falter benötigen längere Zeit, um die Abfolge
Schlupf-Paarung-Eiablage zu durchlaufen.
Boloria
eunomia ist mobiler als Lycaena helle.
Nève et al.. (1996) berichten aus den Belgischen
Ardennen und den Pyrenäen von der Neubesiedlung von Flächen, die
über 5 km vom nächsten Habitat entfernt lagen. Baguette et al. (1998) stellten Bewegungen von immerhin noch über 1100 m
fest. Für die mittleren Flugdistanzen geben Baguette & Nève (1994) 123 m
für die Weibchen und 59 m für die Männchen an.
Die
Habitatsansprüche von Boloria eunomia sind nach den vorliegenden
Ergebnissen differenzierter als die von Lycaena helle. Die
Bindung an Polygonum bistorta ist zwar stark ausgeprägt,
die Abundanz steigt aber nicht mit zunehmendem Deckungsgrad der
Pflanze. Das könnte wiederum am Eiablageverhalten der Art liegen,
die verfilzte, stark mit anderen Pflanzen durchsetzte Bereiche bevorzugt
zur Eiablage nutzt (Drews
& Fechner 1996, Nunner
1995). Die Attraktivität von Arealen mit Schlangenknöterich nimmt
demnach ab einem bestimmten Deckungsgrad mit weiter zunehmender
Dominanz der Pflanze ab. Reinbestände von Polygonum bistorta
sind für Boloria eunomia dementsprechend nicht mehr zur Eiablage
geeignet.
Bärwurz-Wiesen
sind nach dieser Untersuchung die bevorzugten Habitate des Randring-Perlmutterfalters,
wenn Polygonum bistorta, sei es aufgrund der Vernässung,
sei es aufgrund der Höhenlage, vorhanden ist. In den anderen Vegetationseinheiten
kommt die Art in ähnlichen Abundanzen wie Lycaena helle vor,
fällt aber mit zunehmender Schlangenknöterich-Deckung zurück. Bemerkenswert
ist, das Köhler (1993)
im Flächen mit hohem Filipendula ulmaria-Deckungen keine
Vorkommen von Boloria eunomia nachweisen konnte. In der vorliegenden
Untersuchung erscheint das Filipendulion aber als recht geeignetes
Habitat des Falters. Im Gegensatz zu Lycaena helle fehlt
Boloria eunomia in den Quell-Fluren.
Nach
der vorliegenden Untersuchung und unter Berücksichtigung der erwähnten
Angaben der verschiedenen Autoren kann Boloria eunomia als
Indikator für feuchte Standorte mit einer nur schwachen Deckung
von Polygonum bistorta angesehen werden. Wichtig ist die
Durchsetzung der Polygonum bistorta-Bestände mit anderen
Pflanzen, was zu einer mehr oder weniger starken Verfilzung der
Bestände führt. Neue Habitate können aufgrund der Mobilität der
Art rasch besiedelt werden, auch wenn sie mehrere Kilometer vom
nächsten Vorkommen entfernt liegen. Die Art indiziert also im Gegensatz
zu Lycaena helle weniger stark die bisherige Entwicklung
eines Biotops, sondern eher den gegenwärtigen Zustand. An diesen
Zustand stellt die Art allerdings höhere Ansprüche als Lycaena
helle. Hier wäre weitere Forschung wünschenswert, die diese
Ansprüche und das Verhältnis von Boloria eunomia zur Vegetation
seiner Habitate eingehender untersucht.
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Bei
Boloria selene fällt die überaus starke Bindung an Viola
palustris ins Auge. Allerdings war nur eine andere Viola-Art
auf zwei Untersuchungsflächen vorhanden. Das heißt, daß die in der
Untersuchung festgestellte Abhängigkeit der Abundanzen der Imagines
vom Sumpfveilchen durch die Auswahl der Flächen bedingt sein könnte.
Hier wären weitere Arbeiten notwendig; es sollte das Vorkommen und
die Dichte von Boloria selene auf mit Viola palustris
bewachsenen Flächen mit Bereichen, auf denen die anderen Viola-Arten
in ähnlichen Deckungen vorhanden sind, vergleichend untersucht werden.
Da
die Viola-Arten sehr unterschiedlichen Vegetationseinheiten
angehören (Mesobromion, Erico-pinion, Quercion, Molinion u. a.)
ist es schwierig eine Indikatorfunktion für Boloria selene
zu postulieren. Lediglich Viola palustris ist eine Verbandscharakterart
des Caricion fuscae, steht aber auch im Juncion acutiflorus und
im Juncion sqarrosus.
::seitenanfang::
Bei
Brenthis ino war die starke Bindung an Filipendula ulmaria
zu erwarten. Überraschender ist die Korrelation mit den Deckungsgraden
von Sanguisorba officinalis. Sie deutet darauf hin, daß diese
Pflanz als Futter für die Raupen dient. Weidner (1992) stuft Brenthis ino
aufgrund der Abhängigkeit von Filipendula ulmaria als zönobiont
ein. Da Sanguisorba officinalis neben dem Calthion auch in
mehr oder weniger basenreichen Arrhenateretalia-Gesellschaften vorkommt,
müßte die biozönotische Einordnung von Brenthis ino erweitert
werden. Nach dieser Untersuchung ist der Falter eher als zönophil
einzustufen. Auch hier sind weitere Untersuchungen über die Beziehung
der Art zu ihren Raupenfutterpflanzen notwendig.
::seitenanfang::
Da
von Boloria aquilonaris nur sechs Exemplare auf zwei Flächen
gefunden wurden, konnte keine Korrelation durchgeführt werden. Den
beiden Untersuchungsflächen ist aber das Vorkommen von Oxycoccus
palustris gemeinsam, die als Raupenfutterpflanze dient. Außerdem
sind beide Areale nicht, wie die meisten anderen Heidemoore in diesem
Gebiet, von Fichtenwald umgeben, sondern es schließen sich Weiden
und Mähweiden mit oft extensiver Nutzung an. Im Randbereich sind
blütenreiche Übergänge vorhanden, oft in Verbindung mit Feldwegen,
die von Hecken gesäumt werden. Damit entsprechen die hier ermittelten
Habitate den Angaben von verschiedenen Autoren (Weidemann 1995, Tolman
& Lewington 1998).
Mousson
et al. (1999) stellten 1997 maximale Flugweiten von 1270 m
fest. Die mittleren Flugstrecken lagen bei 226 m bei den Weibchen
und 87 m bei den Männchen. Die beiden Untersuchungsflächen
lagen ca. 3 km voneinander entfernt. Ob hier ein Individuenaustausch
stattfinden kann ist fraglich.
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Eine
Auswertung der Daten hinsichtlich der Nutzung bzw. Pflege wurde
nicht vorgenommen. Die Vegetationseinheiten der verschiedenen Untersuchungsflächen
sind zu vielfältig und eine Vergleich der Falterfauna hinsichtlich
der Nutzung der Flächen demnach nur begrenzt möglich. Trotzdem soll
hier kurz auf die angetroffenen Nutzungsformen eingegangen werden.
Da die bisherige Nutzung eine der größten Rollen bei der Entwicklung
der hier vorgestellten Biotope spielt, beinhaltet eine Analyse des
Ist-Zustandes auch immer eine Empfehlung für den weiteren Umgang
mit den Flächen.
·
Flächen mit ganzjähriger Beweidung.
Auf
Untersuchungsflächen mit dieser Nutzungsform wurden nur wenige Falter
beobachtet. Besonders die genannten Feuchtwiesenspezialisten wurden
hier nur sehr selten gefunden, meist nur dann, wenn in direktem
Anschluß an diese Flächen anders- oder ungenutzte Bereiche lagen.
Bei der Untersuchungsfläche Reinzelbach 4 beispielsweise bildeten
eine Brache und eine Dauerweide die beiden (gleichlangen) Raster
eines Transekts. Obschon die Vorraussetzungen hinsichtlich des Bodens,
der Lage und der Kontaktgesellschaften nahezu gleich waren und das
Transekt insgesamt auch nur eine Länge von 76 m hatte, wurden
auf der beweideten Fläche nur ein Bruchteil (rund 10 %) der
Falterabundanz der Brache festgestellt. Das Blütenangebot im direkten
Transektbereich war nicht sehr unterschiedlich, so wuchs auch im
beweideten Bereich Cirsium palustre, eine von vielen Faltern
genutzte Nektarpflanze. Allerdings fehlte hier Polygonum bistorta,
der in der Brache recht häufig war. Angrenzend an beide Flächen
befindet sich eine recht extensiv genutzte Wiese, die Anfang bis
Mitte Juli gemäht wurde. Hier gab es ein reichliches Angebot an
Nektarpflanzen.
Auf
anderen Dauerweiden, die weniger stark besetzt waren und daher auch
schwächer beweidet wurden, konnte zwar Polygonum bistorta
gefunden werden, die Falterfauna war aber auch hier weniger vielfältig
als auf Flächen mit anderer Nutzungsart. Die Wahrscheinlichkeit,
insbesondere für die Präimaginalstadien, durch den Tritt und Biss
der Weidetiere verletzt oder getötet zu werden, ist vermutlich so
hoch, daß sich auf Dauer keine großen Falterpopulationen entwickeln
können.
·
Flächen mit Beweidung ab Mitte Juli oder später
Auf
diesen Flächen wurde eine große Zahl an Falterarten gefunden, die
mit der auf spät gemähten bzw. gepflegten Arealen vergleichbar war.
Besonders die ab August mit Galloways beweideten Bereiche im Besitz
des Belgischen Natur- und Vogelschutzvereins wiesen eine reichhaltige
Falterfauna auf. Allerdings ist eine Beweidung ab diesem Zeitpunkt
nicht mehr sehr ergiebig, die Futterqualität ist als minderwertig
einzustufen. Eine solche Nutzungsform kann eher als Pflege denn
als Nutzung bezeichnet werden. Um Besitzer vergleichbarer Bereiche
zu einer ähnlichen Nutzungsform zu bewegen, sollte man durch Fördermaßnahmen
finanzielle Anreize schaffen.
Besonders
müssen hier auch Feuchtbereiche innerhalb von mehr oder weniger
intensiv genutzten Mähweiden erwähnt werden. Diese Wiesen werden
Ende Mai bis Juni gemäht. Dabei werden die vernässten Bereiche nicht
mitgenutzt, da sie nicht mit schweren Geräten, wie sie zur Grassilage-Werbung
eingesetzt werden, zu befahren sind. Die zweite Nutzung erfolgt
dann als Weide, wobei die im Frühjahr nicht gemähten Bereiche aufgrund
des Alters und der Verholzung der hier stehenden Pflanzen für die
Weidetiere im Vergleich zur restlichen Fläche unattraktiv sind.
Die Trittbelastung ist dementsprechend gering. Wenn diese Bereiche
auch bei der Ausbringung von Düngern geschont werden, das heißt,
wenn ein genügend großer Abstand gehalten wird, können sich hier
stabile Feuchtbiotope entwickeln. In mehreren von diesen, oft sehr
kleinen Bereichen wurde beispielsweise Lycaena helle angetroffen.
Diese
vernässten Bereiche sind heute aufgrund der Rückgänge der Rentabilität
in der Landwirtschaft weniger von Intensivierungsmaßnahmen wie z.
B. Drainierung
gefährdet, als vielmehr durch Extensivierungsmaßnahmen. Werden solche
Flächen extensiver als ganzjährige Dauerweide genutzt, ergeben sich
die oben genannten Nachteile für die Falterfauna. Für die Gesamtfläche
und deren ökologische Vielfalt mag diese Nutzungsänderung einen
Gewinn darstellen, für die genannten Kleinbiotope bringt das aber
weitreichende Folgen mit sich. Die Falterfauna dieser Bereiche wird
nach den Erkenntnissen dieser Untersuchung gestört und nachteilig
beeinflußt.
·
Gemähte Flächen.
In der
Untersuchung handelte es sich dabei ausschließlich um Pflegeschnitte
im August.
Allgemein läßt sich hier sagen, daß ein solcher Pflegeschnitt in
Bachauen oder trockeneren Heidemoorbereichen notwendig ist, um einer
Sukzession vorzubeugen. Zu
überlegen ist, ob die Pflegemaßnahmen im jährlichen Wechsel auf
verschieden Teilbereichen durchgeführt werden sollten, um überwinternde
Präimaginalstadien vor Beeinträchtigungen zu schützen. Besonders
wenn das Mähgut maschinell abgeräumt wird, ist eine starke Beeinflussung
der bodenbewohnenden Organismen zu erwarten. Ein zweijähriger Wechsel
der gemähten Bereiche würde den im jeweils ungepflegten Bereich
lebenden Tieren eine ungestörte Ruhe- und Entwicklungsphase ermöglichen
(vgl. LÖBF 1997).
Möchte
man die Falterfauna des Feuchtgrünlandes erhalten, müssen weitere
Maßnahmen ergriffen werden. Vor allem muß die Neuschaffung von vernässten
Offenlandbiotopen unter Berücksichtigung der geringen Ausbreitungsfähigkeit
der Falterarten, insbesondere der von Lycaena helle vorangetrieben
werden. Wiedervernässung drainierter Wiesen und Weiden sollte dabei
im Vordergrund stehen. Dazu müssen finanzielle Anreize für die Besitzer
der Flächen geschaffen werden. Eine Ausbreitung der Falter und damit
eine Stabilisierung der Populationen, könnte so über ein weites
Mosaik nicht zu fern voneinanderliegenden Feuchtflächen ermöglicht
werden.
Die Situation
der Heidemoore und Feuchtheiden stellt sich ähnlich dar. Durch Aufforstung
und Entwässerung mit Gräben sind die Areale bis auf kleine Restflächen
geschrumpft. Obwohl sie oft nicht weit voneinander entfernt liegen,
ist ein Individuenaustausch aufgrund der umgebenden Fichtenforste
kaum möglich. Hier müßten Korridore, ähnlich den Bachtälern, geschaffen
werden. Auch sollten Standorte, auf denen die angepflanzten Fichten
durch die nassen Bodenverhältnisse keine optimalen Wuchsbedingungen
finden, von diesen befreit und offengehalten werden. Natürlich müssen
auch hier entsprechende Entschädigungen der Besitzer vorgesehen
werden. Die Nutzung der Flächen als Bau- und Brennholzlieferanten
war lange Zeit die einzige Möglichkeit, diese Bereiche zu nutzen.
Und ein Wechsel vom land- oder forstwirtschaftlichen Erwerb zur
Abhängigkeit von öffentlichen Förderungen fällt oft nicht leicht.
Damit
hängt ein weiterer Aspekt zusammen, der nicht unterschätzt werden
sollte. Das Verständnis für die Notwendigkeit
von Schutzmaßnahmen für Tagfalter bzw. für Forschungsarbeiten
wie der vorliegenden, ist gerade in der einheimischen Bevölkerung
nicht sehr weit verbreitet. Oft wird die Frage gestellt: „Wozu brauchen
wir diese Schmetterlinge?“. Es herrscht die Auffassung vor, daß
sie zwar ein schöner Anblick sind, aber die Erforschung und der
Schutz der Falterfauna eher einen Luxus darstellen, als einen
notwendigen Beitrag zur Erhaltung der Lebensgrundlagen.
Für die
Entwicklung und den Schutz der verbliebenen Lebensräume ist die
Vermittlung der Notwendigkeit der dazu zu treffenden Maßnahmen in
der breiten Bevölkerung nach eigenen Erfahrungen mindestens so wichtig,
wie die weitere Erforschung der Ökologie der Biotope.
[1] Hier ist
anzumerken, daß auf der Fläche Rohrvenn Raupen von Lycaena
helle nachgewiesen wurden. Es handelt sich also wahrscheinlich
um ein Fortpflanzungshabitat der Art. Die um mehrere Größenordnungen
kleinere Aktivitätsabundanz der Imagines liefert demnach ein völlig
falsches Bild der beiden Standorte Jansbach 1 und Rohrvenn.
[2] Wagener,
F. (1998): Mündliche Auskunft. Biologische Station des Kreis Euskirchen
Nettersheim.
[3] Doerpinghaus,
A. (1999): Mündliche Auskunft.
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