::Erfassung
der Falterfauna
::Linien-Transektmethode
::Erfassung
von Präimaginalstadien
::Ermittlung
der potentiellen Sonnenscheindauer
::Berechnungsmethoden
für verschiedene Indices und statistische Verfahren
::Erfassung
der Vegetation
::Vegetationsaufnahmen
::Auswertung
der Aufnahmedaten
::EDV
„Tagaktive Schmetterlinge“
ist kein systematischer Begriff. Im allgemeinen werden hierzu neben
den Tagfaltern (Rhopalocera) auch die Widderchen (Zygaenidae) gezählt.
Dabei handelt es sich um Gruppen ganz unterschiedlicher systematischer
Zuordnung. Die nachfolgende Einordnung in das System folgt Scoble
(1992):
Die Lepidoptera werden
in die Höheren Ditrysia und die Niederen Ditrysia unterteilt. Zur
ersten Gruppe zählen die „Großschmetterlinge“ (Makrolepidoptera),
deren phylogenetische Beziehungen als unsicher gelten. Das typische
Merkmal dieser Gruppe sind die an und auf Pflanzenmaterial fressenden
Raupen mit ihren dazu angepaßten Beinpaaren und nicht etwa Größenunterschiede
der Falter, wie der Name vortäuscht. Einige Arten haben sich sekundär
zu anderen Ernährungstypen wie Bohrer, Parasiten und Fungivoren
entwickelt. Zu den Makrolepidoptera zählen die Rhopalocera. Diese
unterteilen sich in drei Unterordnungen, von denen zwei, die Papillionoidea
(Echte Tagfalter) und die Hesperoidea (Unechte Tagfalter oder Dickkopffalter),
in Europa vorkommen.
Von der Gruppe der Niederen
Ditrysia, mit überwiegend endogener Lebensweise der Raupen, zählt
man die Zygaenidae (Widderchen) zu den Tagaktiven Schmetterlingen.
Sie zeichnen sich durch extern lebende Raupen und durchweg tagaktive
Imagines aus (Prinz &
Naumann 1988).
Für die Bestimmung der Arten wurden die
Werke von Tolman & Lewington (1998) und Weidemann (1995) verwendet. Die Nomenklatur
folgt Karsholt
& Razowski
(1996). Nach diesem Werk richtet sich auch die aktuelle
ROTE LISTE (Pretscher et al. 1998).
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Die ausgewählten Flächen
wurden ab Anfang Mai regelmäßig begangen, um den Beginn der Imaginalphase
von Lycaena helle feststellen zu können.
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Die Linien-Transektmethode
wurde in der Ornithologie von Balogh (1958) begründet und für die Erfassung
von Tagfaltern übernommen (Moore
1975, Pollard 1977).
Nach der Standardisierung durch Steffny
(1982) wurde sie in der Vergangenheit schon mehrmals in der Eifel
angewendet (Weidner 1992, Köhler 1993 u. a.). Um eine Vergleichbarkeit mit anderen Untersuchungen
zu gewährleisten, müssen folgende Standardbedingungen erfüllt sein:
-
Lufttemperaturen von mindestens 17°C
- Mindestens 50 % wolkenfreier Himmel
-
Maximale Windstärke 3 (nach Beaufort-Skala)
- Begehung zwischen 10:00 und 17:00 Uhr
Sommerzeit
Diese limitierenden Voraussetzungen
schränken die Zahl der Begehungstage ein:
|
Abb.
4 : Zeitraum möglicher Begehungstage (grün markiert) in Abhängigkeit
von Maximumtemperatur und Bewölkung (nach Daten von: Deutscher Wetterdienst 1999) |
Durch das Verfahren wurden
alle adulten tagaktiven Schmetterlinge erfaßt. Hierzu wurden die
Untersuchungsflächen in Abständen von ein bis drei Wochen entlang
vorher festgelegter Strecken in gleichmäßigem Tempo abgeschritten.
Innerhalb einer Entfernung von jeweils 2,5 m links und rechts
dieser Strecke wurden gesichtete Tagfalter bestimmt (teilweise unter
Hilfe eines Monokulars: Zeiss 5 x 10). Aufgeschreckte
Individuen und schwer bestimmbare Arten wurden mit einem Schmetterlingsnetz
(Ø 40 cm, 70 cm-Netz) möglichst schonend gefangen,
„in der Hand“ bestimmt und freigelassen.
Es ergeben sich Transekte
von 5 m Breite und einer von der Größe der Fläche abhängigen
Länge. Die Auswahl der Strecken richtet sich primär nach den zu
erwartenden Faltern und damit nach der Vegetation und der Beschattung
der Untersuchungsfläche. Ein weiteres Kriterium ist die Form des
Transekts: es sollte möglichst gerade sein und keine rückläufigen
Abschnitte aufweisen, um Doppelzählungen zu vermeiden. Die gesichteten
Falter und ihre Aktivität (Flug, Ruhe, Nektaraufnahme mit Nektarpflanze,
Kopulation, Eiablage) wurden auf einem Erfassungsbogen vermerkt.
Vor jeder Begehung wurden
zusätzlich folgende Daten notiert:
Die Messung der Temperatur
erfolgte in °C mit einem handelsüblichen Digitalthermometer, die
Windstärke wurde anhand der Beaufort-Skala ermittelt und der Bewölkungsgrad
in Achteln geschätzt.
Um eine bessere Auflösung
der Erfassung zu erreichen, wurden die Transekte in bis zu 3 Raster
unterteilt. Diese Raster unterschieden sich in ihrer Vegetation;
alle anderen Parameter, wie Exposition, Neigung, angrenzende Pflanzengesellschaften
usw. waren nahezu gleich. Unterschiede in der Artzusammensetzung
der Falterfauna eines Transekts sollten so in erster Linie auf die
unterschiedlichen Vegetationseinheiten zurückzuführen sein. Durch
die Einteilung in Mikroraster wurde die Vergleichbarkeit der Ergebnisse
mit denen anderer Untersuchungen nicht beeinträchtigt. Es ist möglich,
die Daten sowohl nach den Rastern als auch nach den Linientransekten
auszuwerten.
Im Jahre 1998 wurden
die Flächen von Mitte Mai (Beginn der Flugzeit von Lycaena helle)
bis August (Ende der Flugzeit von Boloria aquilonaris) begangen.
1999 richtete sich die Untersuchung lediglich nach den Flugzeiten
von Lycaena helle und Boloria eunomia und endete im
Juli.
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Der Nachweis von adulten
Faltern auf einer Fläche bedeutet nicht, daß es sich hier um ein
dauerhaftes Habitat dieser Art handeln muß. Es besteht immer die
Möglichkeit der aktiven Zuwanderung oder der Windverdriftung. Bei
den Präimaginalstadien gibt es diese Möglichkeiten nicht, ihr Nachweis
deutet in wesentlich höherem Maße auf ein gesichertes Vorkommen
bzw. auf eine geeignete Fortpflanzungs- und Entwicklungsstätte hin.
Das Raupen- und insbesondere
das immobile Puppenstadium sind die kritischsten Phasen im Lebenszyklus
der Lepidoptera. Während die Adulten pessimalen Umweltbedingungen
wie Nahrungsmangel, Räuber- und Parasitendruck oder extremen Feuchte-
und Temperaturverhältnissen durch Ortswechsel begegnen können, müssen
die Präimaginalstadien diese Einflüsse an ihrem Standort ertragen.
„Qualität und Ausdehnung
geeigneter Entwicklungsstätten sind für Vorkommen und Häufigkeit
der meisten Tagfalter weit wichtiger als die von Laien vielfach
überbewerteten Saughabitate“ (Hermann
1998).
Da die Abundanz der vorhandenen
Präimaginalstadien einer Art in der Regel um das 10- bis 100fache
höher ist als die der Imagines, liegt es nahe, sich diesen Umstand
bei Bestandsaufnahmen zunutze zu machen. Aufgrund von Unterschieden
bei der Eiablage, dem Raupenverhalten und dem Verpuppungsort eignen
sich jedoch nicht alle Arten gleichermaßen zur Erfassung von Präimaginalstadien
(Tab. 1). Aus diesem Grunde
wurde lediglich gezielt nach den Raupen von Lycaena helle
gesucht.
Tab.
1 : Effizienz und Notwendigkeit der gezielten Suche von Präimaginalstadien
von Boloria aquilonaris, Boloria
eunomia, Boloria selene, Brenthis ino und Lycaena helle (nach Hermann 1998)
+
= Arten, bei denen Eier oder Raupen zuverlässig und witterungsunabhängig
nachweisbar sind.
0
= Arten, bei denen Eier oder Raupen nach vorliegendem Kenntnisstand
mit vertretbarem Aufwand nachweisbar sind, in der Regel aber
mit deutlich geringerer Effizienz als Falter zur Hauptflugzeit.
-
= Arten, bei denen Eier oder Raupen nach vorliegendem Kenntnisstand
nur mit hohem Aufwand nachweisbar sind (z. B. ausschließlich
nachts).
--
= Arten, bei denen Eier oder Raupen nach vorliegendem Kenntnisstand
nur zufällig oder mit extremem Aufwand nachweisbar sind.
|
Falterart
|
Nachweisbarkeit
|
Boloria
aquilonaris
|
--
|
Boloria
eunomia
|
-
|
Boloria
selene
|
--
|
Brenthis
ino
|
0
|
Lycaena
helle
|
+
|
Der sicherste Nachweis
einer Entwicklungsstätte wäre die Erfassung von gerade schlüpfenden
Tieren aus der Puppenhülle. Dadurch würde der gesamte Entwicklungszyklus
von einer Generation zur nächsten auf der Beobachtungsfläche bewiesen.
Das ist in der Praxis jedoch nicht möglich. Eine Näherung wäre die
Erfassung von Puppen. Von den in Tab.
1 genannten Arten sind die Puppen aber nur sehr schwer zu
finden. Daher beschränkte sich die Suche nach Präimaginalstadien
auf kurz vor der Verpuppung stehende Larven von Lycaena helle
(Ende Juli bis Mitte August 1998).
Die Raupenfutterpflanze
von Lycaena helle ist Polygonum bistorta. Zum Nachweis
wurden Bestände dieser Pflanze gezielt nach den Raupen durchsucht.
Die Auswahl der Bereiche richtete sich nach den Arbeiten von Drews
& Fechner (1996) und Bück (1996), in denen Eiablageplätze und
Entwicklungsstätten von Lycaena helle charakterisiert werden.
Pro Untersuchungsfläche wurden drei Stunden Suchzeit veranschlagt.
Bei Fund von mindestens zwei Raupen wurde die Fläche als Raupe-positiv
(L. helleRpos) eingestuft und die Suche abgebrochen.
Wenn nach drei Stunden keine Raupe nachgewiesen werden konnte, wurde
die Fläche als Raupe-negativ (L. helleRneg) eingestuft
und die Suche beendet.
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Die vom Deutschen
Wetterdienst (1999) übernommenen Daten reichen zur Charakterisierung
der örtlichen Situation bezüglich der Sonnenscheindauer nicht aus.
Je nach Beschaffenheit der Umgebung einer Untersuchungsfläche kommt
es zu mehr oder weniger starker Beschattung. Ein auf einer Hochebene
gelegenes Heidemoor wird naturgemäß besser von der Sonnenstrahlung
erreicht, als ein eingekerbtes Bachtal, in dem die Beschattung bei
niedrigem Sonnenstand in den Wintermonaten sogar 100 % betragen
kann. Dadurch kommt es zu großen Differenzen im Mesoklima der untersuchten
Bereiche. Das wirkt sich indirekt (über Unterschiede in der Vegetation)
und direkt auf die Fauna und damit auf alle Entwicklungsstadien
der Falter aus. Um diese Unterschiede zu quantifizieren, wurde von
jeder Probefläche die potentielle Sonnenscheindauer der Monate Juni
und Juli ermittelt.
Mit dem Horizontoskop
nach Tonne, welches
auf einem 40 cm hohen Holzstativ aufgestellt, mit einer Wasserwaage
horizontal eingemessen und mit einem Kompaß eingenordet wird, kann
die Besonnung zu einer bestimmten Jahreszeit abgelesen werden. Der
Horizont mit eventuell beschattenden Strukturen wird bei diesem
Gerät auf ein durchsichtiges Kunststoffgewölbe projiziert. Innerhalb
des Gewölbes kann auf einer je nach geographischer Breite austauschbaren
Schablone der Sonnenlauf einer Jahreszeit abgelesen werden. Die
potentielle Sonnenscheindauer ergibt sich dann durch die Schnittpunkte
des projizierten Horizonts und der Linie des Sonnenlaufs auf der
Schablone. Die Messung erfolgte in repräsentativen Bereichen (meist
in der Mitte) eines jeden Transekts. Bei der Auswahl des Meßortes
wurde darauf geachtet, daß für die Bestrahlung der Gesamtfläche
unwesentliche Strukturen, wie einzelne Bäume oder Gebüsche, keinen
Einfluß auf die Messung hatten.
Der ermittelte Wert sagt
nichts über die tatsächliche direkte Sonneneinstrahlung aus. Berücksichtigt
man aber, daß innerhalb des recht kleinräumigen Untersuchungsgebiets
die Bewölkung auf allen Probeflächen während des Tageslaufs nahezu
gleich ist, so kann man die potentielle Sonnenscheindauer als relative
Größe zum direkten Vergleich annehmen.
Es ist nicht zu entscheiden,
ob eine ermittelte Verschiedenartigkeit der Falterfauna zweier Flächen
direkt auf Unterschiede bezüglich der Sonneneinstrahlung oder auf
die dadurch hervorgerufene Verschiedenheit der Vegetation zurückzuführen
ist. Eine direkte Gegenüberstellung der Ergebnisse der Falterkartierung
und der Messung der potentiellen Sonnenscheindauer muß daher immer
im Zusammenhang mit der vorhandenen Vegetation betrachtet werden.
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Die folgenden Formeln
werden benötigt, um aus den Rohdaten der einzelnen Flächen vergleichbare
Werte zu ermitteln. Die Abundanz ist die Anzahl der Individuen pro
Flächeneinheit. Die Verteilung der Individuen auf die Arten wird
durch den Dominanzindex angegeben. Die Präsenz gibt an, in welchem
Anteil der Untersuchungsflächen eine Art vorkommt.
Formel
1 : Aktivitätsabundanz der Arti pro ha im Rasterj
Formel
2 : Aktivitätsabundanz der Arti pro ha in der Summe
der Untersuchungsflächen
Formel
3 : Dominanzindex d der Arti in der Summe der Untersuchungsflächen
Tab.
2: Dominanzklassen nach ENGELMANN (1978)
Dominanzklasse
|
Anteil
an Individuen [%]
|
1
sporadisch
|
0,00
– 0,31
|
2
subrezedent
|
0,32
– 0,99
|
3
rezedent
|
1,00
– 3,1
|
4
subdominant
|
3,20
– 9,99
|
5
dominant
|
10,00
– 31,99
|
6
eudominant
|
32,00
– 100
|
Formel
4 : Präsenz der Art i im Untersuchungsgebiet
m
= Anzahl der Raster
Der Diversitätsindex
nach Shannon-Weaver beschreibt den mittleren Grad der Ungewißheit,
irgendeine bestimmte Art bei zufälliger Probeentnahme anzutreffen.
HS
= Diversität bezogen auf Artenzahlen
pi
= Wahrscheinlichkeit des Auftretens der Art i
N
= Gesamtindividuenzahl
ni
= Individuenzahl der Art i
Der t-Test dient zur
Überprüfung von zwei Datenreihen auf zufällige oder nichtzufällige
Unterschiede des Mittelwertes.
Dabei ist:
= Mittelwert
der ersten Datenreihe;
= Mittelwert
der zweiten Datenreihe;
p
= Stichprobenzahl der zweiten Datenreihe;
S1
= Standardabweichung der ersten Datenreihe;
S2
= Standardabweichung der zweiten Datenreihe;
D0
= Differenz der Standardabweichungen.
Formel
7 : Zweistichproben t-Test: Unterschiedliche Varianzen
Formel
8 : Näherungswert für den Freiheitsgrad des Zweistichproben t-Test:
Unterschiedliche Varianzen
Die Nomenklatur der Pflanzen
richtet sich nach Rothmaler (1994).
Die Aufnahme der Vegetation
in den Rastern der Transekte wurde von A. Doerpinghaus
nach der Methode von Braun-Blanquet
(1964) in den Jahren 1997 und 1998 durchgeführt. Die Deckungsgrade
der Pflanzenarten wurden in Einheiten der Londo-Skala
(nach Dierschke 1994)
übernommen.
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Die Raster der Untersuchungsflächen
wurden anhand der Vegetationsaufnahmen nach Oberdorfer
(1994) pflanzensoziologisch zugeordnet. Eine Zuordnung bis zur Ebene
der Assoziation war in vielen Fällen aufgrund der Gesellschaftsübergänge
und anthropogener Einflüsse nicht möglich. Hier wurde die Zugehörigkeit
zum Verband oder der höheren sytaxonomischen Einheit angegeben.
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Die Auswertung der Daten,
einschließlich der deskriptiven Statistik und statistischer Tests
wurde mit den Programm Excel 97 der Firma Microsoft durchgeführt.
Mit dem Programm SPSS 6.1 wurden die Rangkorrelationen berechnet.
Die Bildbearbeitung erfolgte mit dem Programm Photoshop 5.0 der
Firma Adobe.
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