Ergebnisse

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::Verhältnis von Vegetation und Falterfauna
::Diversität, Evenness
::Lycaena helle, Boloria eunomia
::Lycaena helle – Raupenfunde
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::Brenthis ino
::Boloria aquilonaris

 

Vegetation

Die Artenliste der Farn- und Blütenpflanzen (Anhang1) enthält alle Taxa der vegetationskundlichen Aufnahmen aus den Jahren 1997 und 1998 auf den Untersuchungsflächen bzw. den Transekten. Insgesamt konnten 119 Pflanzenarten nachgewiesen werden, wovon fünf Arten in Rheinland-Pfalz (Hand 1994) und zehn Arten in Nordrhein-Westfalen (Wolff-Straub et al. 1988) in der Roten Liste stehen (Tab. 8). Von diesen zehn Arten werden vier in der Eifel als gefährdet eingestuft. 42 Arten wurden ausschließlich in Deutschland nachgewiesen, davon sind jedoch nur drei Arten (ca. 7 %) einem Gefährdungsgrad sowohl in Nordrhein-Westfalen als auch in Rheinland-Pfalz zuzuordnen.

Anders sieht es auf der belgischen Seite aus. Hier wurden zwar nur 21 Arten nachgewiesen, die ausschließlich in Belgien gefunden wurden, davon sind aber neun Arten (ca. 42 %) in ihrem Bestand gefährdet. Wie es um den Gefährdungsstatus der nachgewiesenen Pflanzenarten in Belgien, bzw. im belgischen Teil der Eifel steht, konnte mangels einer Belgischen Roten Liste nicht festgestellt werden.


Tab. 8 : Gefährdete Pflanzenarten und deren Vorkommen im Untersuchungsgebiet.

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Vegetationseinheiten

Es wurden 13 unterschiedliche Vegetationseinheiten ermittelt.

Die Pflanzendecke der Untersuchungsflächen in den Bachtälern bildet oft ein kleinflächiges Mosaik von nebeneinander liegenden Gesellschaften unterschiedlicher pflanzensoziologischer Gruppen. Sie werden beeinflußt durch das Mäandrieren des Baches, durch nährstoffreiche Hangwässer und durch das Auftreten von Quellen oder Quellmooren im Bachtalbereich. Die Vegetation der Feuchtheiden und Heidemoore ist über große Flächen gleichförmiger und weniger artenreich. Aber auch hier kommt es, oft durch anthropogene Einflüsse, zu kleinräumigen Änderungen der Vegetation.

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Synsystematische Übersicht der ermittelten Vegetationseinheiten (nach Oberdorfer 1994)

O. = Ordnung

V. = Verband

A. = Assoziation

 

XXVI Klasse: Phragmitea Tx. et Prsg. 42, Röhrichte u. Großseggensümpfe

 

O.: Phragmitetalia W. Koch 26

 

V.: Sparganio-Glycerion fluitantis Br.-Bl. et Siss. in Boer 42 n. inv. (Glycerion Br.-Bl. et Tx. 43)

 

A.: Sparganio-Glycerietum fluitantis Br.-Bl. 25

 

XXVII Klasse: Montio-Cardaminetea Br.-Bl. et Tx. ex Klika et Had. 44, Quellfluren, Waldsümpfe

 

O.: Montio-Cardaminetalia Pawl. 28

 

V.: Cardamino-Montion Br.-Bl. 26, Quellfluren kalkarmer Standorte

 

XXVIII Klasse: Scheuchzerio-Caricetea fuscae (Nordh. 36) Tx. 37, Flach- und Zwischenmoore

 

O.: Caricetalia fuscae W. Koch 26 em. Nordh. 36, Flachmoore kalkarmer Standorte

 

V.: Caricion fuscae W. Koch 26 em. Klika 34

 

A.: Caricetum fuscae Br.-Bl. 15

 

XXIX Klasse: Molinio-Arrhenatheretea Tx. 37, Grünland-Ges.

 

O.: Molinietalia caeruleae W. Koch 26

 

V.: Juncion acutiflori Br.-Bl. et al. 47, Waldbinsen-Ges.

 

A.: Juncetum acutiflori (Phil. 63) Oberd. 83

 

V.: Calthion Tx. 37, eutrophe Naßwiesen-Ges.

  A.: Scirpetum sylvatici Maloch 35 em.Schwick. 44
A.: Angelico-Cirisetum oleracei Tx. 37 em. Tx. in Tx. et Prsg. 51 (einschl. Polygonum bistorta-Ges., mont-basenarm
A.: Epilobio-Juncetum effusi Oberd. 57
 

V.: Filipendulion Seg. 66, (Filipendulo-Petasition Br.-Bl. et al. 47 p. p.) Staudenfluren nasser Standorte (Lythro-Filipenduletea Klauck 93)

 

O.: Arrhenatheralia elatioris Pawl. 28

 

V.: Arrhenaterion elatioris W. Koch 26, Tal-Fettwiesen

 

V.: Polygono-Trisetion Br.-Bl. et Tx. ex Marsch. 47 n. inv. Tx. et Prsg. 51, Gebirgs-Fettwiese

 

A.: Geranio-Trisetetum Knapp 51 ex Oberd. 57 (incl. Meo-Festucetum Bartsch 40

 

XXXVII Klasse: Nardo-Callunetea Prsg 49

 

Unterklasse Nardenea (Oberd. 49)

 

O.: Nardetalia Oberd. 49 ex. Prsg. 49, Borstgras-Ges.

 

V.: Nardion Br.-Bl. in Br.-Bl. et Jenny 26 (subalpin-hochmontan)

 

XXXVIII. Klasse: Oxycocco-Sphagneta Br.-Bl. et Tx. 43, zwergstrauchreiche Hochmoor-Torfmoos-Ges.

 

O.: Erico-Sphagnetalia papillosi Schwick. 40

 

V.: Ericion tetralicis Schwick. 33, Feuchtheiden

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Falterfauna

Artenspektrum

In den Jahren 1998 und 1999 konnten bei 188 Flächenbegehungen 946 Falterbeobachtungen von insgesamt 32 tagaktiven Schmetterlingsarten gemacht werden (Tab. 9).

Tab. 9: Anzahl der Flächenbegehungen, Artenzahl und Anzahl der Beobachtungen in den Jahren 1998 und 1999

Jahr

Begehungen

Artenzahl

Beobachtungen

1998

110

32

644

1999

78

17

302

1998 + 1999

188

32

946

Aus dieser Tabelle wird ersichtlich, daß im Jahre 1999 wesentlich weniger Falterarten gefunden wurden. Dies liegt zum einen daran, daß die Begehungen in diesem Jahr nur von Mai bis Juli stattfanden, da sie sich auf die Hauptflugzeit von Lycaena helle und Boloria eunomia konzentrierten. Viele Arten, deren Hauptflugzeit später im Jahreslauf liegt, konn-ten so nicht erfaßt werden. Zum anderen schwanken die Falterpopulationen von Jahr zu Jahr sehr stark und bei einigen Falterarten ist die Nachweisbarkeit sehr stark zufallsbedingt (POLLARD & YATES 1993).

Weder im Jahre 1998 noch im Jahre 1999 wurden Falter aus der Familie der Zygaenidae nachgewiesen. Die Nymphalidae mit den Unterfamilien Apaturinae, Nymphalinae, Heliconiinae und Satyrinae stellten mit 15 Vertretern die artenreichste Familie dar (Abb. 10). Die Lycaenidae und die Pieridae sind mit je 6 Arten vertreten, die artenärmste Gruppe sind die Hesperiidae mit 5 Vertretern.

Abb. 10: Verteilung der erfaßten Artenzahl auf die Unterfamilien bzw. Familien

 

Bei der Verteilung der Individuen der einzelnen Arten auf die Familien bzw. Unterfamilien ergibt sich ein anderes Bild (Abb. 11).

Abb. 11: Verteilung der erfaßten Individuen auf die Unterfamilien bzw. Familien

 

Die Nymphalidae stellen hier mit 438 Individuen über zwei Drittel der gezählten Falter. Dabei machen die Satyrinae mit 283 Individuen die größte Gruppe aus. Der Anteil der Co-liadinae, der Apaturinae und der Heteroptinae ist mit unter 1 % verschwindend gering.

Von den erfaßten 32 Arten waren 18 Arten mit weniger als zehn Individuen vertreten, bei sieben Arten handelt es sich um Einzelnachweise (Tab. 10).

 

Tab. 10: Übersicht der erfaßten Tagfalter der Jahre 1998 und 1999

Familie

Unterfamilie

Falterart

Deutscher Name

Individuen

Pieridae (Weißlinge)

Pierinae

(Echte Weißlinge)

Aporia crataegi (L., 1785)

Baumweißling

5

Pieris brassicae (L, 1758)

Großer Kohlweißling

12

Pieris rapae (L., 1758)

Kleiner Kohlweißling

10

Pieris napi (L., 1758)

Rapsweißling, Grünaderweißling

151

Anthocharis cardamines (L., 1758)

Aurorafalter

14

Coliadinae (Gelblinge)

Gonepteryx rhamni (L., 1758)

Zitronenfalter

1

Lycaenidae (Bläulinge)

Callophrys rubi (L., 1758)

Brombeerzipfelfalter

1

Lycaena helle (Denis & Schiffermüller, 1775)

Blauschillernder Feuerfalter

93

Lycaena phlaeas (L., 1761)

Kleiner Feuerfalter

2

Lycaena hippothoe (L., 1761)

Kleiner Ampferfeuerfalter

8

Celastrina argiolus (L., 1758)

Faulbaumbläuling

1

Polyommatus bellargus (Rottemburg, 1775)

Himmelblauer Bläuling

1?

Nymphalidae (Edelfalter)

Apaturinae

(Schillerfalter)

Apatura iris (L., 1758)

Großer Schillerfalter

2

Nymphalinae (Echte Edelfalter)

Nymphalis io (L., 1758)

Tagpfauenauge

11

Nymphalis urticae (L., 1758)

Kleiner Fuchs

18

Vanessa atalanta (L., 1758)

Admiral

3

Araschnia levana (L., 1758)

Landkärtchen

2

Heliconiinae (Perlmutter-, Scheckenfalter, Passionsblumenfalter)

Argynnis paphia (L., 1758)

Kaisermantel

1

Brenthis ino (Rottemburg, 1775)

Violetter Silberfalter

41

Boloria aquilonaris (Stichel, 1908)

Hochmoor-Perlmutterfalter

6

Boloria eunomia (Esper, 1799)

Randring-Perlmutterfalter

108

Boloria selene (Denis & Schiffermüller, 1775)

Braunfleckiger
Perlmutterfalter

51

Satyrinae

(Augenfalter)

Melanargia galathea (L., 1758)

Schachbrett

1

Erebia medusa (Denis & Schiffermüller, 1775)

Rundaugen-Moorenfalter

54

Maniola jurtina (L., 1758)

Großes Ochsenauge

158

Aphantopus hyperantus (L., 1758)

Brauner Waldvogel

149

Coenonympha pamphilus (L., 1758)

Kleiner Heufalter

3

Hesperiidae (Dickkopffalter)

Heteropterinae

Carterocephalus palaemon (Pallas, 1771)

Gelbwürfeliger
Dickkopffalter

4

Hesperiinae

Thymelicus aceton (Rottemburg, 1775)

Mattscheckiger
Braundickkopffalter

1

Thymelicus lineola (Ochsenheimer, 1808)

Schwarzkolbiger
Braundickkopffalter

2

Thymelicus sylvestris (Poda, 1761)

Ockergelber
Braundickkopffalter

33

Ochlodes venatus (Bremer & Grey, 1853)

Komma-Dickkopffalter

4

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Gefährdung der erfassten Arten

Von den 32 erfaßten Arten sind 15 (rund 47 %) einer Gefährdungsstufe zuzuordnen. Davon sind fünf Falterarten deutschlandweit (Pretscher et al. 1998), elf Arten in Rheinland-Pfalz (Bläsius et al. 1992) und zwölf Arten in Nordrhein-Westfalen gefährdet (Kinkler et al. 1988). Für das Gebiet Eifel-Siebengebirge werden neun Arten als gefährdet eingestuft (Tab. 11). Davon ist Boloria aquilonaris (Hochmoor-Perlmutterfalter) akut vom Aussterben bedroht. Auch in Belgien wird diese Art als in ihrem Bestand gefährdet eingestuft (Baguette & Goffart 1991, Baguette et al. 1992).

Von Boloria aquilonaris wurden sechs Individuen auf zwei Untersuchungsflächen nachgewiesen. Bei dem Fund auf einer Fläche handelt es sich um einen Einzelnachweis. Nach Wagener [1] wurden im Jahre 1998 aber noch mehrere Exemplare dort beobachtet.

Bei den Arten Callophrys rubi, Celastrina argiolus, Polyommatus bellargus, Argynnis paphia und Melanargia galathea handelt es sich um Einzelnachweise. Apatura iris wurde mit lediglich zwei Exemplaren auf einer Untersuchungsfläche (Großweberbach 1, Belgien) gefunden.

Lycaena helle gilt sowohl deutschlandweit als auch in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz als akut vom Aussterben bedroht. Im Untersuchungsgebiet wurden insgesamt 93 Individuen dieser Art nachgewiesen. Es scheint also noch eine recht starke Population im Bereich der Hocheifel zu bestehen. Darauf weist auch der Gefährdungsstatus für den Bereich Eifel-Siebengebirge hin, der bei 2 (gefährdet) liegt. Lycaena helle wurde sowohl auf Flächen in Nordrhein-Westfalen (sechs von neun) und Rheinland-Pfalz (vier von vier) als auch auf belgischen Flächen (fünf von 14) nachgewiesen.

Boloria eunomia wird in allen Gebieten als gefährdet eingestuft. Von dieser Art wurden insgesamt 108 Individuen auf zwölf Flächen (sieben in Belgien, eine in Nordrhein-Westfalen und vier in Rheinland-Pfalz) gefunden. Sowohl Lycaena helle als auch Boloria eunomia gelten in Belgien als gefährdet (Baguette & Goffart, 1991, Baguette et al. 1992).

Brenthis ino und Boloria selene, die deutschlandweit lediglich auf der Vorwarnliste stehen wurden in wesentlich geringeren Individuenzahlen (41 bzw. 51) gefunden.

Auffallend ist die geringe Individuenzahl von Lycaena hippothoe (8), dessen typische Lebensräume Hangmoore und nasse Wiesen sind (Tolman & Lewington 1998).

Tab. 11: Gefährdete Arten im Untersuchungsgebiet (1. & 2. nach KINKLER et al. 1988; 3. nach BLÄSIUS et al. 1992; 4. Nach PRETSCHER et al. 1998); türkis unterlegt: nur in Belgien nachgewiesen; gelb unterlegt: nur in NRW nachgewiesen; grün unterlegt: nur in RLP nachgewiesen

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Phänologie

In Abb. 12 sind die Nachweise der erfaßten Arten im Untersuchungszeitraum 1998 dargestellt.

    Abb. 12: Nachweise der tagaktiven Schmetterlinge im Untersuchungsjahr 1998

 

Die längste Flugzeit mit 95 Tagen wurde bei Pieris napi beobachtet. Diese Art flog während des gesamten Untersuchungszeitraumes. Bei Lycaena helle begann die Flugzeit am 14.5.98 und endete mit der letzten Beobachtung am 1.7.98. Insgesamt flog die Art also etwas mehr als sechs Wochen. Boloria eunomia wurde am 1.6.98 erstmals gefunden, der letzte Nachweis gelang am 21.7.98. Damit betrug die Gesamtflugzeit knapp acht Wochen.

Das Auftreten von Lycaena helle und Boloria eunomia überschneidet sich also zeitlich in einem Rahmen von 30 Tagen. Bei beiden Arten war die Individuendichte Anfang Juni am höchsten (L. helle - 15 Falter; B. eunomia - 23 Falter).

Sowohl die höchste Individuendichte als auch die größte Artenanzahl wurden im Jahre 1998 Ende Juli erreicht. Hier wurden 120 Individuen aus zwölf Arten gezählt (Abb. 13). Es handelt sich hier um die Hauptflugzeit der beiden individuenreichsten Arten Maniola jurtina und Aphantopus hyperantus. Ausgesprochene Frühjahrsarten sind hier wegen des relativ späten Beginns der Untersuchung am 14.5.98 unterrepräsentiert.

Abb. 13: Arten- und Individuenzahl im Jahresverlauf 1998

 

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Präsenz, Dominanz

Die Falter Aphantopus hyperantus, Pieris napi, Maniola jurtina und Brenthis ino treten im Untersuchungsgebiet als dominante Arten auf (Abb. 14).

 

Abb. 14: Dominanz und Präsenz der erfaßten Arten im Untersuchungsgebiet (dunkelgrün: auf Feuchtstandorte spezialisierte Arten) 1998

Jeweils vier Arten sind dominant bzw. subdominant und machen rund 78 % der Beobach-tungen aus. Diesen acht Hauptarten stehen die restlichen als Begleitarten gegenüber.

Bei Pieris napi handelt es sich um einen azönen Wanderfalter. Aphantopus hyperantus, Maniola jurtina und Thymelicus sylvestris gehören nach WEIDNER (1992) zu den eurytopen Begleitern ohne ausgesprochene Habitatpräferenzen. Aber auch diese Arten (insbesondere Maniola jurtina) sind in den letzten Jahren seltener geworden (WEIDEMANN 1995) und durch die zunehmende Intensivierung der Flächennutzung bedroht. Sie indizieren somit eine höhere Biotopqualität, hinsichtlich der Artenvielfalt.

Zu den typischen Feuchtwiesenvertretern unter den Tagfaltern gehören Lycaena helle und Boloria eunomia. Diese Arten gelten als extrem stenotop und monophag; ihre Raupen sind auf Polygonum bistorta (Schlangenknöterich) als ausschließliche Futterpflanze spezialisiert.

Ebenfalls auf feuchten Flächen sind Boloria selene und Brenthis ino anzutreffen. Die Raupen von Boloria selene fressen an verschiedenen Veilchen-Arten (Viola canina (Hunds-Veilchen), V. palustris (Sumpf-V.), V. riviniana (Hain-V.), V. hirta (Rauhhaar-V.). Brenthis ino-Raupen sind auf Filipendula ulmaria (Mädesüß) als Futterpflanze angewiesen (WEIDNER 1992). Nach TOLMAN & LEWINGTON (1998) und WEIDEMANN (1995) fressen sie auch an Sanguisorba officinalis (Großer Wiesenknopf) und anderen Pflanzenarten, die aber im Untersuchungsgebiet nicht gefunden wurden und damit hier keine Rolle spielen. Brenthis ino wird von WEIDNER aufgrund der Abhängigkeit von Filipendula ulmaria als zönobiont eingestuft, die Nutzung weiterer Pflanzenarten als Raupenfutter könnte diese Einstufung als zu eng erscheinen lassen. Ebenfalls in die Kategorie der Zönobionten fallen die oben genannten Arten Boloria eunomia und Lycaena helle.

Die Falter Anthocharis cardamines und Lycaena hippothoe werden ebenso wie Boloria selene von WEIDNER (1992) als zönophil eingestuft, da sie auch in anderen Gesellschaften als den hier ermittelten vorkommen.

Die geringe Präsenz der Arten Brenthis ino und Boloria eunomia im Verhältnis zu ihrem relativ hohen Dominanzindex deuten auf eine starke Bindung an bestimmte Habitatstrukturen hin. Bei Brenthis ino ist dieses Verhältnis am stärksten ausgeprägt (40 Individuen in zehn Rastern bzw. sieben Transekten), bei Boloria eunomia (55 Individuen in 13 Rastern bzw. elf Untersuchungsflächen). Lycaena helle hingegen wurde in weit mehr Rastern (21) und Untersuchungsflächen (15) angetroffen.

Bei Boloria aquilonaris fällt eine Bewertung aufgrund der geringen Individuenzahl (sechs) wie bei den anderen Begleitarten schwer. Da die Art jedoch nur auf zwei Flächen nachgewiesen wurde, kann man von einer stark ausgeprägten Bindung der Art an spezielle Habitate ausgehen, zumal die ausschließliche Raupenfutterpflanze Oxycoccus palustris (Gemeine Moosbeere) ist. Der Bestand dieser Art ist in den letzten Jahren extrem zurückgegangen (PRETSCHER et al. 1998) und eine gezielte Untersuchung der tatsächlichen und der potentiellen Lebensräume noch nicht bekannter Vorkommen wird dringend empfohlen (MEINECKE 1985).

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Verhältnis von Vegetation und Falterfauna

Diversität, Evenness

Die Diversität der Falterfauna auf den unterschiedlichen Vegetationseinheiten reicht von HS = 1,82 auf den Arrhenatheretalia-Gesellschaften bis HS = 0,79 auf den Quell-Fluren. Bei den anderen Flächen sind die Unterschiede nicht so stark. Auch die Flächen, die aufgrund ihrer Nutzung keiner Vegetationseinheit zuzuordnen sind (Sonstige), liegen im mittleren Bereich.

Abb. 15: Mittlere Diversität (nach SHANNON-WEAVER) und Evenness der Falterfauna auf den Vegetationseinheiten mit Standardabweichung (Flächen mit 0 oder 1 Falterart wurden nicht berücksichtigt), in Klammern hinter den Vegetationseinheiten steht die Anzahl der jeweils angetroffenen Rote Liste-Arten

 

Diese Flächen fallen bei der Evenness jedoch deutlich zurück (ES = 0,7). Der höchste Wert wird hier von der Falterfauna der Filipendulion-Gesellschaften (ES = 0,95) erreicht. Bei den übrigen Flächen ist die Evenness recht ausgeglichen (von ES = 0,84 bis ES = 0,9). Auffallend ist, daß die Quell-Fluren trotz niedriger Diversität eine hohe Evenness erreichen (ES = 0,84).

Allgemein läßt sich sagen, daß die Flächen mit hoher Evenness eine relativ gleichmäßige Verteilung der Individuen auf die Arten aufweisen. Das heißt, daß keine ausgesprochen dominanten aber auch nicht viele rezedenten Arten auf diesen Flächen vorhanden sind. Die Kurve der Dominanzstruktur verläuft hier sehr flach, es herrscht eine stärkere Ausgeglichenheit zwischen den Individuenzahlen der Arten. Eine hohe Diversität weist zwar auf eine große Artenanzahl hin, läßt aber die Verteilung der Individuen außer acht.

Ein Zusammenhang mit der Anzahl der Rote Liste-Arten hinsichtlich der Vegetationseinheiten wurde nicht festgestellt. Dabei muß berücksichtigt werden, daß von jeder synsystematischen Ordnung unterschiedlich viele Flächen untersucht wurden.

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Lycaena helle, Boloria eunomia

Abb. 16: Lycaena helle (Blauschillernder Feuerfalter). Ruhendes Männchen. Zu erkennen ist das namengebende blaue Schillern der Flügelschuppen

 

Bei diesen Arten wurden die Daten von 1999 für die Korrelationen verwendet, da in diesem Jahr die Begehungen häufiger und in kleineren Abständen durchgeführt werden konnten.

Beiden Faltern ist die ausschließliche Raupenfutterpflanze Polygonum bistorta (Schlangen- oder Wiesenknöterich) gemeinsam. Außerdem überschneidet sich die Flugzeit über einen Zeitraum von vier Wochen. Da die Falter auch nebeneinander auf ein und derselben Fläche vorkommen, stellt sich die Frage, ob und inwieweit sich ihre jeweiligen autökologischen Ansprüche in Bezug auf die Vegetation unterscheiden.

Die kleinräumige Bindung an Polygonum bistorta ist bei beiden Arten sehr stark ausgeprägt (Tab. 12).

 

Tab. 12: Bivariable Rangkorrelationen von Lycaena helle und Boloria eunomia mit den Deckungsgraden von Polygonum bistorta nach KENDALL und SPEARMAN (nach SACHS 1997) (Daten von 1999)

 

N(51) (alle Flächen)

N(30) (Flächen mit
Polygonum bistorta)

 

Kendall

Spearman

Kendall

Spearman

Lycaena helle

t / rs

0,3085

0,3711

0,263

0,327

sig

0,004

0,004

0,039

0,039

Boloria eunomia

t / rs

0,1946

0,2387

0,1255

0,1487

sig

0,05

0,046

0,204

0,216

Es zeigt sich, daß die Bindung an den Deckungsgrad von Polygonum bistorta bei Lycaena helle sehr stark ausgeprägt ist. Sowohl bei Berücksichtigung aller Flächen als auch bei Berücksichtigung der Flächen mit Vorkommen von Polygonum bistorta ist die Abhängigkeit signifikant.

Überraschend ist das Ergebnis bei Boloria eunomia. Hier ist die Bindung bei allen Flächen zwar signifikant, doch bei der Korrelation mit den „Polygonum bistorta-Flächen“ ist lediglich eine Tendenz zur Abhängigkeit festzustellen. Das bedeutet, daß Boloria eunomia zwar abhängig vom Vorkommen nicht aber von der Häufigkeit der Futterpflanze ist. Die Aussagen der beiden Korrelationsmethoden stimmen überein. Dadurch werden die Ergebnisse gestützt.

Abb. 17: Boloria eunomia (Randring-Perlmutterfalter). Nektarsaugendes Weibchen. Zu erkennen sind die namengebenden Ringe auf der Unterseite der Hinterflügel

 


Bei Betrachtung der Verteilung der beiden Arten auf die Vegetationseinheiten ergibt sich ein differenzierteres Bild (Abb. 18). Die Verbreitungsschwerpunkte der beiden Arten liegen in unterschiedlichen Bereichen.

Abb. 18: Verteilung der Abundanzen von Boloria eunomia und Lycaena helle auf verschiedene Vegetations-einheiten unter Berücksichtigung der Häufigkeit von Polygonum bistorta. Für die Abundanzen und den Deckungsgrad wurden die Mittelwerte der Flächen einer Vegetationseinheit verwendet. (Daten von 1999)

 

So wurde Boloria eunomia ohne Lycaena helle im Filipendulion und auf Bärwurz-Wiesen gefunden. Auf Quell-Fluren war nur Lycaena helle vertreten, Boloria eunomia fehlte hier. Im Calthion überwiegt Lycaena helle, im Caricion fuscae und Ericion tetralicis ist Boloria eunomia dominanter. Im Juncion und in der Arrhenateretalia-Gesellschaft ist die Abundanz nahezu gleich, wobei in letzterer beide Arten nur sehr schwach vertreten sind.

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Lycaena helle – Raupenfunde

Abb. 19: Raupe von Lycaena helle auf der Unterseite eines Blatts von Polygonum bistorta. Links im Bild das typische Fensterfraßbild der Raupe

 

Raupen von Lycaena helle (Abb. 19) wurden auf zehn Flächen nachgewiesen (L. helleRpos) (Tab. 13). Auf drei dieser Flächen wurden weder im Jahre 1998 noch im Jahre 1999 adulte Falter gefunden.

Bei acht weiteren Untersuchungsflächen konnten 1998 zwar adulte Falter nachgewiesen werden, es wurden aber keine Raupen gefunden (L. helleRneg). 1999 verringerte sich die Zahl dieser Flächen auf fünf.

Tab. 13: Untersuchungsflächen mit Raupen- bzw. Falterfunden von Lycaena helle

Es fällt auf, daß der Mittelwert der Falterabundanzen bei den L. helleRpos – Flächen wesentlich höher liegt als bei den L. helleRneg – Flächen. Ausgehend von der Annahme, daß es sich bei den Flächen mit Raupennachweis um „sichere Vorkommen“, d.h. Reproduktionsflächen handelt, ist anzunehmen, daß hier auch die Abundanz der Falter höher liegt. Diese Habitate bieten sowohl den Präimaginalstadien als auch den adulten Faltern die benötigten Ressourcen. Eine Überprüfung der Daten anhand des t-Tests (Tab. 14) ergab jedoch keine Signifikanz dieser Unterschiede (p = 0,45 > 0,05 für 1998, p = 0,31 > 0,05 für 1999).

Tab. 14: t-Test für zwei unabhängige Stichproben: Unterschiedlicher Varianz. Ergebnis der Überprüfung zur Abundanzerhöhung in Flächen mit Lycaena helle - Raupen

1998

1999

F-Test

0,14

0,18

t-Test

0,45

0,31

Freiheitsgrade

14,55

14,96

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Boloria selene

Abb. 20: Boloria selene (Braunfleckiger Perlmutterfalter). Zu erkennen ist der namengebende braune Fleck in der Diskalregion der Unterseite des Hinterflügels

 

Die Raupen von Boloria selene fressen an verschiedenen Veilchen-Arten (Viola canina (Hunds-Veilchen), V. palustris (Sumpf-V.), V. riviniana (Hain-V.), V. hirta (Rauhhaar-V.). Auf den Untersuchungsflächen wurden davon die Arten Viola palustris und Viola canina angetroffen. Die Bindung an die Raupenfutterpflanze Viola palustris ist unter Berücksichtigung aller Flächen signifikant (Tab. 15).

Tab. 15: Bivariable Rangkorrelationen von Boloria selene mit den Deckungsgraden von Viola palustris und Viola canina nach KENDALL und SPEARMAN (nach SACHS 1997) (Daten von 1998)

 

Kendall

Spearman

Kendall

Spearman

Boloria selene

Pflanzenart

Viola palustris

Flächenanzahl

N(51) (alle)

N(13) (mit V. palustris)

t / rs

0,2744

0,3018

0,1558

0,1913

sig

0,015

0,016

0,263

0,266

Pflanzenart

Viola canina

Flächenanzahl

N(51) (alle)

N(2) (mit V. canina)

t / rs

-0,1187

-0,1278

-

-

sig

0,183

0,186

-

-

Pflanzenart

V. palustris + V. canina

Flächenanzahl

N(51) (alle)

N(15) mit beiden V.-Arten

t / rs

0,2064

0,2286

0,079

0,0921

sig

0,051

0,053

0,364

0,372

Betrachtet man lediglich die Flächen mit Viola palustris, so ist die Bindung an den Deckungsgrad nicht signifikant. Ebenso verhält es sich bei der Korrelation mit beiden Veilchen-Arten. Bei Viola canina ist die Bindung nicht nachzuweisen. Die Korrelation mit den Deckungsgraden der Pflanze unter Berücksichtigung aller Flächen ergab keine Signifikanz. Da die Art nur auf zwei Flächen nachgewiesen werden konnte, wurde auf eine Korrelation nur mit diesen Arealen verzichtet.

Die beiden Veilchenarten kamen auf keiner der Flächen nebeneinander vor. Es können also keine Abhängigkeiten bei den verschiedenen Korrelationen bestanden haben. Viola palustris erscheint als die wichtigste Futterpflanze für Boloria selene auf den Untersuchungsflächen. Dabei ist weniger der Deckungsgrad als das Vorkommen der Pflanze ausschlaggebend.

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Brenthis ino

Auch für Brenthis ino wurden Rangkorrelationen zur Überprüfung der Abhängigkeit des Vorkommens der Adulten von den Deckungsgraden der Raupenfutterpflanzen durchgeführt (Tab. 16). Wie die Veilchenarten kamen auch Filipendula ulmaria (Mädesüß) und Sanguisorba officinalis (Großer Wiesenknopf) auf keinem der untersuchten Raster gemeinsam vor.

Tab. 16: Bivariable Rangkorrelationen von Brenthis ino mit den Deckungsgraden von Filipendula ulmaria und Sanguisorba officinalis nach KENDALL und SPEARMAN (nach SACHS 1997) (Daten von 1998)

 

Kendall

Spearman

Kendall

Spearman

Brenthis ino

Pflanzenart

Filipendula ulmaria

Flächenanzahl

N(51) (alle)

N(10) (mit F. ulmaria)

t / rs

0,4818

0,5105

0,2532

0,3281

sig

0

0

0,172

0,177

Pflanzenart

Sanguisorba officinalis

Flächenanzahl

N(51) (alle)

N(10) (mit S. officinalis)

t / rs

0,0667

0,0767

0,5739

0,6351

sig

0,305

0,296

0,029

0,024

Pflanzenart

F. ulmaria + S. officinalis

Flächenanzahl

N(51) (alle)

N(20) mit beiden Arten

t / rs

0,4664

0,5264

0,3822

0,4943

sig

0

0

0,021

0,013

Für Filipendula ulmaria ergibt sich bei Berücksichtigung aller Flächen eine enge Bindung der Falter. Bei den Flächen mit Filipendula ulmaria ist nur mehr eine Tendenz zur Abhängigkeit zu erkennen. Da Filipendula ulmaria oft flächendeckend vorkommt ist davon auszugehen, das, ähnlich zu Boloria eunomia und Polygonum bistorta, ab einem gewissen Deckungsgrad die Falterabundanz nicht mehr zunimmt.

Bei Sanguisorba officinalis ist es umgekehrt, die Bindung ist hier nur unter Berücksichtigung der Flächen mit der Pflanzenart zu erkennen. Das mag an den hohen Deckungsgraden von Filipendula ulmaria und den hohen Abundanzen des Falters in diesen Bereichen liegen. Diese wirken sich natürlich auf die Korrelation aller Flächen aus.

Bei Betrachtung der Flächen mit beiden Pflanzenarten ist die Korrelation in beiden Fällen signifikant.

Es zeigt sich also, daß die Falterart auf den untersuchten Flächen von beiden Pflanzen abhängig ist. Die Vermutung, daß auch Sanguisorba officinalis als Futterpflanze dient, wird verstärkt.

Abb. 21: Brenthis ino (Violetter Silberfalter). Saugendes Weibchen.

 

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Boloria aquilonaris

Für Boloria aquilonaris konnte aufgrund der geringen Anzahl an Nachweisen (sechs Individuen in vier Rastern) keine Rangkorrelation durchgeführt werden. Drei dieser Raster gehören zu einer Untersuchungsfläche. In einem Raster wurde die Raupenfutterpflanze Oxycoccus palustris angetroffen. Das vierte Raster gehört zu einer anderen Untersuchungsfläche, Oxycoccus palustris wurde zwar nicht auf dem Raster direkt, aber in anderen Bereichen des Areals gefunden. Nach Auskunft von Doerpinghaus handelt es sich bei beiden Flächen um langjährige Habitate des Falters, also wahrscheinlich um Reproduktionsflächen [2] .

Drei der Raster sind eindeutig dem Ericion tetralices zuzuordnen, eines fällt in den Bereich des Juncion. Auf allen Flächen sind Arten der Heidemoore anzutreffen, vor allem Torfmoose (Sphagnum spec.).

 


[1] Wagener, F. (1998): Mündliche Aukunft. Biologische Station des Kreis Euskirchen Nettersheim.

[2] Doerpinghaus, A. (1999): Mündliche Auskunft.